Stolberger Burg
Gleichgültig aus welcher Richtung man sich der Stolberger Altstadt nähert, die Burg wird als Wahrzeichen, als beherrschendes Architekturelement wahrgenommen. Der gewaltige Baukörper steht auf einem Felssporn, der sich aus dem verwinkelten Häusergewirr der Altstadt emporhebt.
Sowohl die wuchtigen Bruchsteinmauern der Burg selbst als auch der als Fundament wirkende Burgfelsen bestehen aus karbonischem Kalkstein, der in der Lokalterminologie auch Blaustein genannt wird. Durch die Gleichartigkeit des Materials entsteht der Eindruck einer harmonischen Einheit von natürlichem Fels und emporstrebendem Mauerwerk des Baukörpers.
Der an sich dunkelgraue, in regionalen Steinbrüchen abgebaute Blaustein trägt eine helle, fast weiße Verwitterungsrinde und prägt als landschaftstypisches Baumaterial nicht nur das Erscheinungsbild der Burg, sondern häufig auch das Aussehen der alten Ortskerne unserer Region.
Der emporgehobene Standort der Burg an der engsten Stelle des Tales dürfte in früheren Zeiten auch strategische Relevanz gehabt haben. Die Anfänge der Burg und somit des Ortes Stolberg reichen zurück bis ins 12. Jh. Das Geschlecht derer von Stahlburg, welches auch namengebend für unseren Ort gewesen ist, errichtete damals eine vermutlich befestigte Hofanlage.
Aus diesen Anfängen entstand spätestens im 15. Jh. eine Burganlage, deren Grundstruktur sich bis heute erhalten hat. Im Laufe der wechselvollen Geschichte mit mehrfacher Zerstörung, Wiederaufbau, Umgestaltung und Besitzerwechsel hat sich die Gliederung des Baukörpers mit den markanten Bauelementen Bergfried, Pallas und Kemenate kaum verändert.
Burg um 1500, Rekonstruktions- zeichnung von H. Bildstein. |
Im 18. und 19. Jh. war die Burg dem Verfall preisgegeben und wurde teilweise als Steinbruch missbraucht. 1888 ersteigerte der Stolberger Fabrikant Moritz Kraus die stark verfallene Burg u. ließ sie von dem Kölner Architekten Müller-Grabe entsprechend dem Geschmack der damaligen Zeit mit vielen romantisierenden Stilelementen des Historismus (Zinnenkränze usw.) wieder aufbauen. Wenngleich sich über den stilistischen Wert dieses Wiederaufbaus streiten lässt, ist es zweifelsfrei das Verdienst von Moritz Kraus, dass die eindrucksvolle Anlage erhalten blieb. 1907 schenkte Moritz Kraus die wiederaufgebaute Burg den Stolberger Bürgern als unverkäufliches Erbe.
Burg kurz nach 1900 |
Schwere Beschädigungen während des 2. Weltkrieges machten eine weitere Renovierung erforderlich, in deren Verlauf die stilwidrigen Zutaten abgetragen wurden. |
Das äußere Erscheinungsbild des zentralen Baukörpers entspricht heute weitgehend dem Bauzustand, der um die Wende vom 17. zum 18 Jh. vorhanden war und erfüllt somit wieder den Anspruch historischer Authentizität.
Die Burganlage wird heute vorwiegend als Veranstaltungs- und Begegnungsstätte genutzt. Im Obergeschoss befindet sich die Burggalerie, ein großzügig angelegter Raum, wo regelmäßig Kunstausstellungen stattfinden. Das Mittelgeschoss mit Rittersaal und Kemenate dient als Veranstaltungsort für Konzerte, private sowie öffentliche Feiern. Unter anderem bietet die Stadt Stolberg Termine für standesamtliche Trauungen an.
Auf der unteren Ebene bietet die Burganlage gepflegte Gastlichkeit in romantischem Ambiente. Seit Anfang 2012 wird auch das Interieur der Burg mit zahlreichen nachempfundenen, mittelalterlichen Accessoires den Erwartungen gerecht, die sich dem Besucher auf Grund des imposanten äußeren Erscheinungsbildes der Anlage aufdrängen.
Zahlreiche „Großevents“ wie beispielsweise Stadtfest, Weihnachtsmarkt, Kupfermeistertreffen etc. profitieren von der Strahlkraft und dem Flair der Burganlage mit den auf mehreren Ebenen angeordneten stimmungsvollen Burghöfen.